Wir haben das Grundgesetz gefeiert

Demokratie ist nicht selbstverständlich – das hat die literarische Zeitreise am 23.05.24 im Evangelischen Gemeindehaus gezeigt. Autor Wolfgang Kaes ließ Literaten von Mascha Kaléko über Alfred Polgar bis Erich Kästner zu Wort kommen, um daran zu erinnern, wie wenig selbstverständlich und wie extrem verletzlich Demokratien sind.

Zum Abend hatten Buchhandlung Geber zusammen mit dem Bündnis Remagen für Frieden und Demokratie, dem Weltladen Remagen-Sinzig sowie Wir sind Kirche Remagen eingeladen. Und es sind über 150 Gäste gekommen, einige mussten auf Tischen Platz nehmen oder stehen. Marko Sion (Saxophon) und Frank von Häfen (Piano) begleiteten die Zeitreise musikalisch. Der Weltladen schenkte Sekt und Wein gegen Spende aus; die Summe geht an ein Frauenprojekt in Afghanistan. „Frauen, die weit weg von Grundrechten sind, die im Grundgesetz garantiert sind,“ so Sprecherin Walburga Greiner.

In ihrer Einleitung zur Veranstaltung sprach Pfarrerin Kerstin Laubmann über Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Sie machte darauf aufmerksam, dass wir uns diese „einfach so“ geschenkten Würde immer wieder bewusst machen und diese auch wechselseitig schützen sollten. Genau wie wir das Grundgesetz mit aller Kraft bewahren und verteidigen müssen.

Auf der anschließenden Zeitreise mit Wolfgang Kaes wurde den Zuhörenden sehr deutlich, wie früh sich schon die Gräuel der Naziherrschaft ankündigten und wie gutgläubig viele noch lange waren. Antisemitismus und Deutschtümelei nahmen schon um die Jahrhundertwende groteske Formen an; so wurde zum Beispiel in Werbebroschüren für Urlaubsziele mit „stein- und judenfreien Stränden“ geworben. „Hier wollen Deutsche unter sich sein“, steht 1926 warnend als Schild am Anfang der Seebrücke in Zinnowitz.

Als am 10. Mai 1933 in mehreren deutschen Städten tausende Bücher von jüdischen, sozialistischen, pazifistischen und anderen den Nationalsozialisten unliebsamen Autoren und Autorinnen brannten und immer mehr Berufsverbote verhängt wurden, wurde es immer mehr Menschen deutlich, wohin sich Deutschland entwickelt.

Und nach dem Krieg? Beeindruckend waren Beispiele von Tätern, die nach Ende des Krieges noch lange in der Bundesrepublik unbehelligt arbeiten konnten.

Der Aufruf „Wehret den Anfängen“ gilt auch heute. Wolfgang Kaes rief dazu auf: „Gehen Sie wählen und fordern Sie alle, die Sie kennen, dazu auf, dies zu tun!“ Das Grundgesetz muss von allen demokratiecouragierten Demokratinnen und Demokraten verteidigt werden.

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