Vortrag: Kinderarbeit nimmt weltweit zu

Auf Einladung des Weltladens Remagen-Sinzig informierte Thorsten Moll der Romero-Initiative über die aktuelle Situation von arbeitenden Kindern weltweit. 30 Besucher*innen erfuhren, dass weltweit 160 Millionen Mädchen und Jungen arbeiten müssen. Die Hälfte von ihnen – 79 Millionen Kinder – schuftet unter ausbeuterischen Bedingungen: Sie pflücken Baumwolle auf pestizidverseuchten Feldern, arbeiten auf Kakaoplantagen, schürfen Gold, Mica oder Eisenerz in engen, ungesicherten Schächten. Sie schuften zwölf Stunden am Tag in Fabriken oder sind als Dienstmädchen der Willkür ihrer Arbeitgeber ausgeliefert. Für Schule und Spiel bleibt keine Zeit.

Anstieg der Zahlen – aktuelle Politik ist gescheitert

Ausbeuterische Kinderarbeit ist weltweit verboten. Die internationale Gemeinschaft hat sich mit den UN-Nachhaltigkeitszielen sogar vorgenommen, Kinderarbeit bis 2025 weltweit zu beenden. Davon ist man weit entfernt: Aufgrund von Pandemie und Kriegen nahm die Zahl innerhalb der letzten vier Jahre sogar um rund 8 Millionen Kinder zu.

Profit auf dem Rücken der Schwächsten

Grund für Kinderarbeit ist der mangelnde Wille von Politik und Wirtschaft, etwas an der Hauptursache zu ändern: Erwachsene verdienen so wenig, dass Kinder mitarbeiten müssen, damit die Familie nicht verhungert. Rund ein Drittel der Kinder gehen gar nicht zur Schule und haben keine Möglichkeit, dem Teufelskreis der Armut zu entkommen – auch ihre Kinder werden wieder arbeiten müssen, wenn sich nichts ändert. 

Umdenken bei der Bewertung von leichterer Kinderarbeit

Die Entwicklung hat gezeigt, dass es nicht hilft, Kinderarbeit grundsätzlich nur zu verbieten. Die Romero-Initiative setzt sich gegen jede Form der Ausbeutung, Ausgrenzung und Misshandlung ein. Pauschale Verbote jeglicher Arbeit von Kindern treibe arbeitende Kinder jedoch in die Illegalität und verschlechtere ihre Situation deutlich. Leichte Arbeit dagegen hindere die Kinder nicht daran, z.B. die Schule zu besuchen. Beschäftigung für wenige Wochenstunden ist für 13-15jährige angemessen. Zudem erfahren sie Anerkennung vonseiten der Familie und Gesellschaft, wenn sie aktiv zum Familieneinkommen beitragen. Es gilt also die Arbeitsbedingungen der Kinder zu kontrollieren und ihnen ihre Rechte auf Bildung, Gesundheitsvorsorge und auch Freizeit zu gewähren.

Lösungen: Gesetzgeber und Konsumenten sind gefragt

Dank an Referenten

Zum einen können nur transparente Lieferkettengesetze, die weltweit gelten, die Situation ändern. Der Versuch, auf Freiwilligkeit von Politik und Wirtschaft zu setzen, ist gescheitert. Die EU entscheidet dieses Frühjahr noch über ein EU-weites Lieferkettengesetz, das im Gegensatz zum deutschen Gesetz die gesamte Lieferkette ab dem Produzenten berücksichtigen soll. Zum anderen sind wir Konsumenten gefragt: Der Kauf von Waren aus Fairem Handel oder mit einem seriösen Siegel verbessert die Lebenssituation der Produzenten im Globalen Süden nachhaltig.

Der Weltladen startete am Abend eine Petition an die Stadt Remagen nach einer Richtlinie für die faire Beschaffung, um ausbeuterische Kinderarbeit zu verhindern. Eine Unterschriftenliste dazu liegt im Weltladen aus.

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